Ich bin Eva-Maria,
ich möchte Euch heute eine Geschichte erzählen. Die Geschichte eines Mädchens, das über Umwege im Handwerk gelandet ist – meine Geschichte.
2003 …
Ich bin 16 Jahre, gehe gerne feiern, interessiere mich für Jungs und ja, Schule muss ich auch noch machen. Was ich mal machen will? Studieren. Im Juni 2003 habe ich meinen Realschulabschluss in der Tasche und gehe direkt im Anschluss daran zwei Jahre aufs kaufmännische Berufskolleg, mache mein Fachabi und will dann erst eine kaufmännische Lehre machen und dann studieren.
Mit 18 schreibe ich dann viele, viele Bewerbungen und erhalte dann viele, viele Absagen, so dass ich mich dann entscheide, im elterlichen Betrieb eine Ausbildung zur Bürokauffrau zu machen, wo ich auch schon die ersten Einblicke in den Fensterbau erhalte, aber noch nicht bemerke, dass ich den perfekten Beruf für mich vor der Nase habe.
2007 …
Nach der kaufmännischen Ausbildung beginne ich wie geplant mein Betriebswirtschafts-Studium an der Fachhochschule, ziehe in eine WG und genieße die Vorzüge des Studentenlebens. Aber drei Semester und viel Wein später, breche ich das Studium ab, weil ich merke, dass BWL absolut nicht das Richtige für mich ist. Wein hingegen trinke ich auch heute noch gerne.
Kann man also sagen, ich habe anderthalb Jahre Zeit verschenkt? Ich sage: Nein. Denn die Studienzeit, auch wenn ich das Studium nicht beendet habe, war eine sehr wichtige Zeit in meinem Leben. Diese Zeit gab mir sehr viel: Erfahrungen. Freunde. Liebe.
Nachdem ich aus dem Studium ausgestiegen bin, habe ich erst einmal keinen Plan. Nun heißt es: Alles auf Anfang. Zurück im Familienbetrieb mache ich eine Fortbildung zur Betriebswirtin und wenn Not an der Frau ist, helfe ich mal in der Werkstatt mit.
2012 ….
Ich helfe immer mal wieder in der Werkstatt mit und mag die Abwechslung sehr. Mit Mitte zwanzig überwinde ich meine Zweifel, als Frau einen „Männerberuf“ zu lernen, und unterschreibe den Ausbildungsvertrag zur Glaserin. Als einzige Frau in der Berufsschulklasse lege ich mit 27 Jahren die Gesellenprüfung zur „Glaserin, Fachrichtung Fenster- und Glasfassadenbau“ erfolgreich ab und gehe im Anschluss daran auf die Meisterschule.
Das ist sie, meine Geschichte, mein Weg ins Handwerk. Als mein Interesse an dem Handwerksberuf stieg, hatte ich lange Sorge, ob ich das alles kann – als Frau in der Werkstatt. Heute sage ich euch: Das ist Quatsch. Diesen Schritt zu gehen, war das Beste was ich tun konnte!
Habt keine Angst oder Zweifel. Alles ist möglich, wenn ihr nur wollt. Einfach machen. Egal welches Geschlecht. Probiert euch aus, macht Praktika. Gerade im Handwerk gibt es so viele tolle Berufe. Um Einblicke in meinen Beruf zu zeigen, habe ich auch meinen Instagram Account @emkunst Dort zeige ich meine Arbeit als Frau im Handwerk, die Produktion, das Upcycling von alten Fenstern und vieles mehr. Schaut gerne vorbei und bei Fragen schreibt mich an, ich versuche alle zu beantworten.